Buchrezension: Eve of Man - Giovanna und Tom Fletcher

Buchtitel: Eve of Man
Autor: Giovanna und Tom Fletcher




Genre: Young Adult / Dystopie
Alter: ab 14 Jahren
Seiten: 448
ISBN: 978-3423640558
Erstmals erschienen: 2019

Verlag: dtv *

Diesmal nehme ich die Dystopie "Eve of Man" von Giovanna und Tom Fletcher unter meine Leselupe. Das Buch ist 2019 mit 448 Seiten im dtv -Verlag erschienen und hat mich mit dem Klappentext sofort neugierig gemacht.


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Seit 50 Jahren werden auf der Erde keine Mädchen mehr geboren. Die Menschheit steht vor ihrem Ende, als schließlich doch noch Eve das Licht der Welt erblickt. Weil sie so wertvoll ist, wird sie in einen luxuriösen Turm gesperrt, wo sie sich ergeben in ihr Schicksal fügt. Bis ihr 16ter Geburtstag naht und sie der Menschheit neues Leben einhauchen soll. Im Trubel der Ereignisse findet sie Dinge heraus, die sie nie hätte wissen sollte und sie beginnt, an den Lügen, die sie im Turm in Schach halten sollen, zu zweifeln.

Die Geschichte von Eve spielt im London der Zukunft. Weite Teile der Welt sind überschwemmt, so auch der Großteil von London, sodass von den alten Gebäuden und Wahrzeichen bloß die Spitzen aus dem Wasser ragen.
Mit einem Boot durch London zu fahren, vorbei am Ziffernblatt von Big Ben und meterweit über der Tower Bridge, war eine sehr aufregende Erfahrung, allerdings wird uns Lesern ansonsten nicht besonders viel darüber verraten, wie genau es in dieser dystopischen Welt der Zukunft sonst noch aussieht. Wie die ganz normalen Menschen leben, was sie arbeiten und wie sie in ihrer bereits stark zerstören Umwelt überleben, bleibt großteils im Dunkeln. Darüber bin ich allerdings nicht allzu überrascht, denn dieses Buch ist ja der Auftakt einer Trilogie, und ich vermute, die nächsten Teile werden mehr darüber verraten.
In diesem ersten Band befinden wir uns die meiste Zeit über in dem bombastischen Turm, in dem Eve wie in einem goldenen Käfig lebt, wo sich auch gruselige Forschungslabors und Tiefkühlzonen für Frauen befinden, ebenso wie ausgeklügelte Holodecks.
Eves Bewacher beeindrucken den Leser mit hochentwickelter Technik, mit medizinischen Errungenschaften und einem krassen Gegensatz der luxuriösen Welt im Turm, zu der echten Welt da draußen.


Die Geschichte wird aus Eves Perspektive, aber auch aus dem Blickwinkel von Bram erzählt. Wer das ist, werde ich euch gleich noch verraten.



Eve wird in ihrer Etage im Turm von den Müttern versorgt, denn Männer haben keinen Zugang zu ihr. Ansonsten führt sie ein recht normales, behütetes Leben, nimmt Balletunterricht, macht Yoga, und lernt Fremdsprachen.

Sie hat viel Zeit, sich Gedanken zu machen über die Menschheit, über das Leben, über tiefgründige Themen, von denen sie allerdings kaum etwas weiß und sich daher so einiges zusammenreimt. An den enormen Druck, die Menschheit retten zu müssen, hat sie sich in den letzten 16 Jahren bereits gewöhnt und ist relativ zufrieden, nur etwas einsam in ihrer kleinen Welt.
Im Laufe der Geschichte findet sie vieles heraus, das sie schockiert, erlebt Dinge, die an ihrer Weltanschauung rütteln und dabei macht sie eine gewaltige Entwicklung durch, von dem unwissenden, fremdbestimmten Mädchen hin zu einer jungen Frau, die sich stark fühlt und selbst die Fäden in der Hand halten will.
In dieser ganzen Zeit hat Eve eine Freundin namens Holly.
Und hier komm Bram ins Spiel.


Er ist Holly. Wie genau das funktioniert, lest ihr am besten selbst, da will ich nicht zuviel verraten.

Bram hat, genau wie Eve, beinahe sein gesamtes Leben im Turm verbracht und ist in seiner Aufgabe Holly zu sein, voll und ganz aufgegangen. Er ist jung, ehrgeizig und stolz darauf, derjenige zu sein, dem Eve am meisten vertraut und von dem sie sich am ehesten beeinflussen lässt. Aber auch er wird getäuscht, auch er weiß nur wenig über die Machenschaften jener, die Eve kontrollieren wollen. Unter dramatischen Umständen muss er den Turm verlassen und erweitert so den Blickwinkel der Leser auf die echte Welt am Fuße des Turms. Was er dort erfährt, ändert alles für ihn und er setzt sich neue Ziele.

Wobei wir auch schon dabei wären, wie mir das Buch gefallen hat.
Der Schreibstil des Buches unterstreicht zu Beginn der Geschichte die Situationen sehr gut und geht teilweise sogar ins Poetische, wenn Eve ihren Gedanken nachhängt. Zwischendurch sind aber auch immer wieder Sätze aufgetaucht, die nicht zu Ende gedacht wirken, und ich konnte nicht herausfinden, wie gewisse Aussagen gemeint waren. Das hat mich dann doch etwas aus dem Lesefluss gebracht.
Die Anspannung in aktionreichen Szenen wurde durch das Benutzen kurzer, schlagkräftiger Halbsätze verstärkt, was mir gefallen hat. Jedoch fand ich die Auswahl der Stellen, in denen nur Wortgruppen anstatt ganzer Sätze verwendet wurden, nicht immer passend, sondern etwas zu oft für meinen Geschmack.


Mir hat an der Geschichte sehr gut gefallen, dass das Buch nicht von einer Aktionszene zur nächsten dahinhastet, sondern sich viel Zeit nimmt für die Entwicklung der Charaktere, was vor allem bei Eve gut gelungen ist. Das finde ich wichtig, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich um den Auftakt einer Trilogie handelt. Außerdem gibt es nur relativ wenig Gewalt, ein klarer Pluspunkt in meinen Augen. Stattdessen beschäftigt sich diese Dystopie eher damit, was die Menschheit so sehr an den Abgrund des Aussterbens gedrängt hat.

Es sind sich auch gar nicht alle einig, ob die Menschheit rettenswert ist, wenn Liebe und echte Erfahrungen kaum noch einen Wert in ihrem Leben haben.
Die Geschichte wird auch nicht von starken, unfehlbaren Helden getragen, sondern von zwei Charakteren, die nicht immer alles durchschauen und manchmal gar nicht so mutig sind, wie sie vielleicht sein sollten, also sehr authentisch sind und vielleicht auch Mut machen, als ganz normaler Mensch seine Welt verändern zu können.

Die Liebensgeschichte finde ich von der Art her, wie sie entsteht und sich entwickelt, sehr interessant und neuartig. Streckenweise waren die Gefühle, die beschrieben wurden, dann aber für mich als Leser wieder nicht so greifbar und etwas übertrieben dargestellt.


Ein Charakter, mit dem ich das ganze Buch hindurch nicht viel anfangen konnte, ist Brams Vater.

Leider habe ich in diesem ersten Teil gar nichts über seine Motive oder den Grund, warum er seinen Sohn so schlecht behandelt, erfahren. Rund um seine Person gibt es noch einige weitere Unstimmigkeiten, die meinen Eindruck vertieft haben, dass diese Figur einzig dazu geschaffen wurde, um den Leser stärker mit Bram mitfühlen zu lassen, was man vielleicht auch raffinierter machen hätte können.


Auch das Ende konnte mich nicht so ganz überzeugen. Da gibt es so viele Dinge, die schiefgehen könnten, doch nichts davon tritt ein. Alles läuft super und ratz-fatz, ist das Buch auch schon zu Ende. Das war ein wenig zu schnell für meine Geschmack, da hat mir etwas gefehlt.


Mein Fazit:

Ich lese sehr gern Dystopien, weil ich es spannend finde, mir auszumalen, was den Menschen so alles widerfahren könnte, und wie wir aufgrund derartiger Szenarios unser Verhalten in der Gegenwart überdenken könnten.
Von diesem Gesichtspunkt aus hat mich "Eve of Man" vor einige interessante Fragen gestellt und mich zum Nachdenken angeregt.

Leider hat mir der Schreibstil nicht so zugesagt, und auch sonst weist die Geschichte meiner Meinung nach viele Ungereimtheiten auf.
Die Story verfügt schon über sehr spannende, gut gemeinte Ansätze, die mich dann aber in der Umsetzung nicht so überzeugen konnten.

Mag sein, dass Teil zwei, der im Frühling 2020 erscheint, aus den Elementen der Geschichte noch mehr zu machen vermag.

Viel Spaß beim Selberlesen!






Leselupe Profil Geschrieben von Susanne!
Ich hoffe, meine Rezension war hilfreich und Euch wird das Buch gefallen.
Die Inhalte sind meine persönliche Meinung zu diesem Buch.
Ich habe keine Gegenleistungen für diesen Text erhalten.

Die Links zum Buch findet Ihr oben.


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