Ich habe in der letzten Zeit an mehreren Leserunden teilgenommen und will euch diesmal die dazugehörigen Bücher vorstellen. Es handelt sich um sehr neue Romane, darunter auch ein historischer Roman und eine Dystopie.
Das waren im Übrigen meine ersten Leserunden, und es war sehr interessant, was andere Leute über diesen und jenen Leseabschnitt denken und wie sie die Ereignisse empfunden haben. Oft gingen die Meinungen sehr weit auseinander, was mir wieder einmal bewusst gemacht hat, dass die Bewertung eines Buches eine sehr subjektive Sache ist. Hier und heute erfahrt ihr also meine ganz persönlichen Eindrücke zu den Büchern.
Die Kinder von Nebra - Ulf Schiewe
Vor 4000 Jahren herrschen in der Nähe des heutigen Nebra in Deutschland ein gnadenloser Fürst und sein streitsüchtiger Sohn über die ansässigen Klans und beuten die Bauern und einfachen Menschen schamlos aus. Die Edlen wagen es nicht, sich gegen den schlechten Herrscher aufzulehnen, doch die junge Priesterin Rana, will die Zustände nicht länger hinnehmen. Eine bronzene Scheibe mit dem Wissen der Götter soll ihr dabei helfen, ihre Welt zu verändern. Dabei steht allerdings viel für sie auf dem Spiel.
Rana ist anders als die Mädchen in ihrem Dorf. Sie denkt viel nach, auch über Dinge, die sich nur schwer fassen lassen und alle anderen als gottgegeben hinnehmen.
Sie hat eben ihren eigenen Kopf. Ihren Gedanken und den Ergebnissen ihrer Überlegungen zollt sie mehr Wert, als jeglichen Traditionen oder den Worten derer, die für weise gehalten werden. Sie tritt mutig in die Welt hinaus, obwohl sie noch sehr jung und unerfahren ist, aber in ihrem Handeln zeichnet sich bereits ein starker Charakter ab. Sie ist aber keine Superheldin, sondern zweifelt oft an sich selbst und ihrem Weg. Nur mit der Unterstützung ihrer Mitstreiter findet sie immer wieder Kraft, um weiterzumachen.
Der Roman ist im Präsens geschrieben, das schafft meines Erachtens ganz viel Nähe zu den handelnden Personen und gibt ein bisschen das Gefühl, live dabei zu sein.
Der Schreibstil passt sehr gut zur Zeit der Geschehnisse und zu den jeweiligen Personen.
Die Darstellung dieser längst vergangenen Zeit ist dem Autor aufgrund der vielen Detail, die erwähnt werden und der Beschreibung der Menschen, ihrer Utensilien und Behausungen, sehr gut gelungen. Das Erspüren der Zeit, in der wir uns befinden, ist meist gut in die Handlung eingebaut. Die wichtigsten Personen fühlen sich in ihren Handlungen echt an und werden vielschichtig gezeichnet.
Besonders erwähnt sei noch der Schmied Utrik, der sein Herzblut in die Herstellung der Himmelsscheibe steckt. Er hämmert, schwitzt und setzt jedes kleine Detail an seinen Platz, bis die Scheibe schließlich vollendet ist. Es ist ein erhebendes Gefühl, dem vermeintlichen Hersteller eines Artefaktes, das die Jahrtausende überdauert hat, so nah gegenüberzustehen und ihm bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
Die Geschichte beschäftigt sich mit dem Konflikt der Menschen, die sich entscheiden müssen zwischen Unterdrückung oder Krieg. Der Autor zeigt deutlich, dass immer eine gewisse Schmerzgrenze überschritten werden muss, damit der Mensch sich entschlossen für seine Freiheit einsetzt oder sogar bereit ist, dafür zu kämpfen.
Der Autor tastet sich auch vorsichtig an die Frage heran, ob Götter unsere Welt tatsächlich beeinflussen oder erst unser Glaube an diese und die daraus resultierenden Taten etwas bewirken.
Durch die Geschichte rund um die Himmelsscheibe wird diesem besonderen Fundstück Leben eingehaucht. Es wird spürbar, wie sie vor Jahrtausenden vielleicht tatsächlich den Menschen in einer dunklen Zeit Hoffnung und Wissen schenken konnte.
Love Recipes (Verführung à la Carte) - Kate Meader
Die 24-jährige Lili steckt in ihrem Leben fest. Das Familienrestaurant hält sie in eisernem Griff, obwohl sie doch viel lieber Fotografin werden würde. Und Jack, der Promi-Chefkoch, jagt stetig noch größerem Erfolg nach. Er hat vergessen, wie schön es ist, einfach nur zu kochen, damit es jemandem schmeckt. Als die beiden aufeinander treffen, funkt es augenblicklich. Und ab dann reißt die erotische Spannung zwischen den beiden nicht mehr ab.
Das Buch beschäftigt sich thematisch mit der Wichtigkeit, die eigenen Ziele nicht aufzugeben und immer wieder zu hinterfragen, was einem wirklich wichtig ist im Leben. Prinzipiell empfand ich diese Grundlage als spannenden Ausgangspunkt für eine Geschichte, in diesem Fall jedoch wirkt die Handlung eher aufgesetzt, denn im Großen und Ganzen geht es in diesem Buch fast ausschließlich darum, wie unglaublich heiß sich Jack und Lili finden und wie scharf sie aufeinander sind.
Lili ist eine eher kurvige Frau und leidet durch ihre Figur bedingt an Selbstzweifel, eine brisante Thematik, die jedoch in der Geschichte nur durch Lilis ständige Meinungsänderung bezüglich ihrer Gefühle zu Jack zum Ausdruck gebracht wird.
Sexuelle Anziehung ist das wahre Hauptthema in dieser Geschichte. Bei jeder Begegnung zwischen Lili und Jack wird dem Leser sofort erklärt, wie erotisch und sexy sie sich finden, und was sie sich vorstellen, miteinander anzustellen. Dass die beiden sich auch noch mögen, beziehungsweise sich im Verlauf der Handlung etwas besser kennen lernen und sich gegenseitig dabei unterstützen, das Richtige zu tun, ist ein netter Nebeneffekt.
Die Handlung war sehr vorhersehbar, und die ständige Sexualisierung jeder noch so kleinen Kleinigkeit kam mir unglaublich übertrieben vor. Ich hatte mir eher ein tiefgründigeres Buch erwartet und war deshalb sehr enttäuscht, dass es hier eher um sexuelle Anziehung als um tiefere Gefühle geht.
Auch der Schreibstil hat mir nicht so zugesagt, er war sehr sprunghaft und die Formulierungen sowie eben auch die Handlung insgesamt etwas plump.
Die Beschreibungen des exquisiten Essens, das in diesem Buch gekocht wird, und die Gefühle, die es beim Verkosten auslöst, waren allerdings wieder sehr sinnlich und berührend geschrieben. Sie lassen die Liebe zu gutem Essen hochleben und waren für mich das Highlight in diesem Buch.
Als seichte, erotische Sommerlektüre zu empfehlen, viel mehr gibt das Buch leider nicht her.
Echo der Kirschblüten - Marcus S. Theis
Der junge Amanaki verlässt nach langem Hadern seine traumhafte Heimatinsel Tahiti, um das Abenteuer, das wahre Leben draußen in der großen, weiten Welt zu suchen. Er prägt die Menschen, auf die er trifft auf wundersame Weise, und nimmt auch Ruby mit auf seinen Weg, die diese Reise mehr braucht, als Amanaki sich vorstellen kann.
Die Geschichte führt uns an exotische Schauplätze wie Tahiti, die Cook-Inseln, Neuseeland und Japan. Da der Autor diese Regionen selbst bereist hat, lässt sich das dazugehörige Flair durch die Erzählung hindurch sehr deutlich erspüren, und auf gewisse Art fühlt sich das Buch an wie ein ausgedehnter Pazifik-Trip.
Amanaki ist ein friedfertiger junger Mann, der auf seiner wunderschönen Heimatinsel Tahiti, in all dem Reichtum, in dem er lebt, keine Freude mehr finden kann, denn er hat das Gefühl, am Leben vorbei zu leben. Er muss los, muss sich selbst finden, seine ganz eigenen Erfahrungen machen. Amanaki ist aufgeschlossen gegenüber allen, die er trifft, und er hilft gerne, wenn jemand ein Problem hat. Eine seiner besonderen Eigenschaften ist, dass er sich voll und ganz auf einen Menschen einlassen kann, ohne diesen zu verurteilen oder oberflächliche Konversationen zu führen. Und aus jeder Begegnung nimmt er ein Stückchen Weisheit auch für sich selbst mit. Die intensivste Bekanntschaft, die er schließt, ist jene mit Ruby.
Ruby ist schon an die 30, selbständig, aktiv und motiviert, ihre Kunst irgendwann zu ihrem Brotberuf werden zu lassen, doch bisher hat es noch nicht geklappt. Von einem Schicksalsschlag wird sie komplett aus der Bahn geworfen. Und kurz darauf ist sie auch schon mit Amanaki unterwegs, auf einer Reise zu sich selbst.
Isamu spielt auch eine wichtige Rolle, er ist bereits über 40 und ein Yakuza mit Leib und Seele. Er klammert sich an die strengen Vorstellungen von Moral und Ehre, die ihm Sicherheit und Sinn geben. Dabei ist er doch zutiefst unglücklich und verbreitet Angst und Schrecken, wohin er auch kommt.
Die Geschichte beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Suche nach der Bedeutung des Lebens. Dabei machen unsere Hauptfiguren immer wieder Erfahrungen, die sie an ihre Grenzen treiben und sie dadurch stärker spüren lassen, wer sie selbst sind und was das Leben von ihnen will.
Und während sie durch die Welt reisen, hinterlassen sie in den Menschen, denen sie begegnen tiefe Eindrücke.
Das Buch ist voller tiefsinniger Aussagen, die mich lange beschäftigt und mir mein eigenes Leben vor Augen geführt haben. Dennoch ist es leicht und schnell zu lesen, denn die Geschichte rund um Amanaki und Ruby ist spannend und so aufgebaut, dass die Dinge nach und nach erst einen Zusammenhang ergeben und der Leser sich selbst wie auf einer Entdeckungsreise fühlt.
Es ist eine Geschichte voller freudvoller und leidvoller Emotionen, die dank des sehr direkten, unverblümten, aber dennoch schönen Schreibstils hautnah zu spüren sind. Ein sehr wertvolles Buch in meinen Augen.
TG40 (Der Regen) - Jörg Börner
Seit Wochen regnet es in Deutschland ohne Pause. Städte sind überflutet, das System und mit ihm die gesamte Infrastruktur bricht zusammen. In einer Tiefgarage tun sich beherzte Menschen zusammen und versuchen, mit Erfindergeist, harter Arbeit und Zuversicht den Umständen zu trotzen und ihr Überleben zu sichern. In den Wirren der Naturkatastrophe haben sich zwei junge Liebende verloren, die verzweifelt versuchen, sich wiederzufinden. Doch ihre Chancen stehen schlecht, denn jeder Tag ist ein Kampf ums nackte Leben.
Schauplätze dieser Dystopie sind das Allgäu und auch das Erzgebirge in Sachsen. Aber egal, wohin der Blick des Lesers schweift: überall nur Wasser und Schlamm! Die Kulisse der Geschichte wird bestimmt durch den endlosen Regen und der dadurch zerstörten und bis zur Unkenntlichkeit veränderten Landschaft und Städte. Ein trauriges, düsteres Bild.
Er gibt mehrere Hauptfiguren, deren Schicksale alle miteinander verknüpft sind. Abwechslungsreich fand ich, dass es wichtige Charaktere in ganz unterschiedlichen Altersgruppen gibt, wobei aber doch die männlichen Rollen mehr Gewicht tragen und auch detaillierter beschrieben werden, als die weiblichen.
Die meisten Charaktere fand ich ansprechend und nachvollziehbar in ihren Handlungen. Besonders beeindruckt hat mich der junge Alexander mit seinem Mut sowie auch seinem Zweifel, aber auch seinem Durchhaltevermögen und seinen nachvollziehbar beschriebenen Gefühlen und Gedanken. Die Zuneigung der Jugendlichen füreinander war realistisch beschrieben, nicht übertrieben oder idealisiert, sondern so, wie ich sie selbst aus meiner Jugend in Erinnerung habe.
Ich fand die Geschichte spannend aufgebaut, auch die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Erzählsträngen waren nicht sofort zu durchschauen und haben für Überraschungen gesorgt.
Der Schreibstil klingt ganz nach Allgäu, sehr authentisch also. Des öfteren haben mir die Formulierungen aber nicht so gefallen, weil sie in meinen Ohren etwas oberschlau geklungen haben oder gerade nicht so zu den in mir aufgekommenen Gefühlen beim Lesen der Szene gepasst haben.
Nichtsdestotrotz ist das Buch super spannend und die Ereignisse, Gefühle und Dramen, die uns vor Augen geführt werden sind durchaus vorstellbar. Sehr gut dargestellt werden auch die ganz unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf schwierige Situationen, je nach Persönlichkeit und/oder Beruf.
Die Geschichte hat mich tief berührt, weil sich in ihr durch diese Ausnahmesituation menschlichen Abgründe zeigen und zu schrecklichen Szenen führen, aber auch die positive Wirkung von Zusammenarbeit, Ideenreichtum und Mitgefühl zu sehen und zu spüren ist.
Viel Spaß beim Selberlesen!
Link: Kaufen (amazon)

Ich hoffe, meine Rezension war hilfreich und Euch wird das Buch gefallen.
Die Inhalte sind meine persönliche Meinung zu diesem Buch.
Ich habe keine Gegenleistungen für diesen Text erhalten.
Die Links zum Buch findet Ihr oben.
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* Alle Inhalte dieses Buches, insbesondere Texte, Fotografien und Grafiken (Buchcover), sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, beim Verlag [siehe obiger Link zum Verlag].
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