Buchrezension: Die letzte Seite - Julia Rösner

Buchtitel: Die letzte Seite
Autor: Julia Rösner

Genre: Roman
Alter: ab 16 Jahren
Seiten: 186
ISBN:
Erstmals erschienen: 2019

Diesmal nehme ich den Roman "Die letzte Seite" von Julia Rösner unter meine Leselupe. Das Buch ist 2019 mit 186 Seiten im Selfpublisher-Verlag "Books on Demand" erschienen.



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Es handelt sich bei diesem Buch um die Fortsetzung zu dem Roman “Licht im Nebel”, den ich vor einigen Monaten gelesen habe. Die Bücher sind aufeinander aufbauend, ich empfehle also allen, die “Licht im Nebel” noch nicht kennen, dieses zuerst zu lesen. Der dritte Teil der Geschichte von Denisa und Mia wird im Frühling erscheinen und die Reihe abschließen.

Mia kehrt in Denisas Begleitung zurück zu ihren Eltern, die sie vor vielen Wochen im Streit verlassen hat. Dort wird sie mit der voranschreitenden Krankheit ihres Vaters konfrontiert und mit der Angst, für eine Aussprache vielleicht nicht mehr genug Zeit zu haben. Gefühle von Geborgenheit und Fremdsein vermischen sich in Mia, und alte Konflikte entzünden sich erneut. Aber alles ist leichter mit einer Freundin an der Seite, und auch Denisa findet den Mut, Dinge zu tun, die sie sich noch vor ein paar Wochen nicht zugetraut hätte. 

Die beiden Hauptfiguren Denisa und Mia kennen wir bereits aus dem ersten Teil. Während wir dort tiefen Einblick vor allem in Denisas Leben genommen haben, steht diesmal Mia im Mittelpunkt der Handlung.
Sie besitzt ein ganz anderes Naturell als Denisa und ist bestimmt die lebhaftere der beiden Freundinnen, und damit einhergehend auch etwas aufbrausender. Wie wir der Erzählung entnehmen können, war sie immer ein braves, interessiertes und pflegeleichtes Kind, bis sie unaufhaltsam in die Pubertät kam und feststellte, dass die Wahrheiten, die sie von ihren Eltern übernommen hatte, nichts mit ihrer Lebensrealität und ihren Gefühlen zu tun hatten. Dadurch hat sich eine Kluft ausgebildet, die zu schwerwiegenden Konflikten mit ihrem Vater geführt und Mia dadurch schwer belastet hat.
Inzwischen ist sie über 20 und findet sich nach ihrer Abwesenheit im Elternhaus unvermittelt in einer neue Rolle wieder, sie wird nicht mehr so sehr als Kind behandelt, denn ihre Eltern haben mit sich selbst, mit ihren eigenen Problemen zu tun und fordern von ihr Hilfe und emotionale Unterstützung ein. Dies gibt ihr das Gefühl, als Person ernst genommen zu werden. Mia fühlt sich stark, wodurch einige der unterschwelligen Konflikte zwischen Mia und ihrem Vater entschärft werden.

Auch Mias Eltern spielen eine wichtige Rolle in dieser Geschichte, vor allem ihr schwerkranker Vater. Er präsentiert sich zunächst als recht verschlossene Person, zumindest Mia gegenüber. An ihm wird aber auch erkennbar, dass es eben die Schicksalsschläge oder die besonders herausfordernden Situationen im Leben sind, die uns Menschen die eigenen Grenzen stark spüren lassen und in uns den Wunsch wecken, diese zu überschreiten.
So wird es dem älteren Mann, der zuvor felsenfest an seinen Vorstellungen von richtig und falsch festgehalten hat und von seiner Tochter eingefordert hat, sie solle denen entsprechen, im Angesicht der Endlichkeit des Lebens möglich, über seinen Schatten zu springen, seine Gefühle offener zu zeigen als bisher und sich selbst einzugestehen, was ihm tatsächlich wichtig ist.

Die Geschichte konfrontiert uns Leser auf eine sehr feinfühlige Art und Weise mit Krankheit und Tod und wie Familien oder Freunde und die Betroffenen selbst damit umgehen können. Wir erleben hier ganz ehrliche Gefühle in den beteiligten Personen, vom Nicht-Akzeptieren-Wollen und der Hoffnung, es komme alles doch noch anders über Hilflosigkeit und Schmerzen bis hin zu emotionaler Erschöpfung und Einsamkeit. Die Familie Küster geht mit der Krankheit des alten Mannes sehr einfühlsam um, sie versuchen, füreinander da zu sein und die schwierige Zeit durchzustehen.

Scheinbar nebenbei, und doch sehr intensiv erleben wir in diesem Buch auch, wie sich die ganz frische Beziehung zwischen den beiden jungen Frauen verändert. Durch ihre jeweilige emotionale Belastung in gewissen Ausnahmesituationen wird ihre Zuneigung manchmal hart auf die Probe gestellt. In diesem Teil lernen die beiden sich aufgrund der veränderten Gegebenheiten in neuen Rollen kennen und kommen an den Punkt, wo ihnen gewisse Verhaltensweisen des Partners, die sie bisher geschätzt haben, auch einmal nicht in den Kram passen und auf die Nerven gehen.
Im Umgang miteinander und mit den Schattenseiten des anderen, die in der Phase des ersten Verliebtseins oft gar nicht auffallen, verhalten sich Mia und Denisa sehr unterschiedlich. Es ist aber auch hier, wie übrigens bei jeder thematischen Auseinandersetzung in diesem Buch, schön, dass die Charaktere sehr echt reagieren, manchmal extreme Einstellungen vertreten und dann doch wieder einlenken und sich anderen Meinungen nicht verschließen. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, sondern eben auch grau in vielerlei Tönen.

Julia Rösner wählt auch in ihrem zweiten Buch einen sehr gut lesbaren, flüssigen Schreibstil. Ihre Sprache ist eher bodenständig, aber dennoch sind ihre Formulierungen harmonisch gewählt und sehr abwechslungsreich. Sie versteht es, alltägliche oder auch außergewöhnliche Situationen ganz lebensnah zu beschreiben, ohne Dinge zu verherrlichen, zu dramatisieren oder in die Länge zu ziehen.
Das fand ich sehr erfrischend, sehr direkt und einfach gut gelungen.

Mein Fazit:

“Die letzte Seite” von Julia Rösner hat mir insgesamt noch besser gefallen, als der erste Teil “Licht im Nebel”, weil ich diesen Teil vom Schreibstil her noch angenehmer und flüssiger zu lesen fand. Es war auch sehr schön, dass die Charaktere in diesem Teil noch mehr Tiefe bekommen haben.
Besonders bemerkenswert finde ich auch, dass die Autorin es geschafft hat, am Ende des Buches ein zuversichtliches, angenehmes Gefühl in mir zurückzulassen, obwohl ich mir das von der Thematik her gar nicht erwartet habe.

So wie der erste Teil ist auch dieses Buch trotz seiner nicht übermäßigen Dicke mit viel Inhalt gefüllt, tiefgründig und aufgrund der lebensnahen Themen eine große Bereicherung für mich als Leser gewesen.

Viel Spaß beim Selberlesen!
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Leselupe Profil Geschrieben von Susanne!
Ich hoffe, meine Rezension war hilfreich und Euch wird das Buch gefallen.
Die Inhalte sind meine persönliche Meinung zu diesem Buch.
Ich habe keine Gegenleistungen für diesen Text erhalten.

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